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Apr 29, 2023

interpack 2023

Die Nachfrage nach pharmazeutischen Produkten steigt weltweit, immer mehr Medikamente kommen in immer kürzeren Zeiträumen auf den Markt. Allein im vergangenen Jahr betrug der Umsatz auf dem deutschen Pharmamarkt – dem größten in Europa und dem viertgrößten weltweit – rund 53,6 Milliarden Euro.

Laut Statista hat sich das Volumen in den letzten 15 Jahren mehr als verdoppelt, zuletzt wurden fast 100 Milliarden Zähleinheiten (Tabletten, Sachets, Injektionen etc.) verkauft. Sie alle müssen hygienisch und sicher verpackt sein und strenge gesetzliche Anforderungen erfüllen. Dies stellt hohe Anforderungen an Verpackungsmaterialien, Abfüllprozesse und Verpackungsmaschinen.

Die COVID-19-Pandemie hat deutlich gemacht, wie wichtig Schutzverpackungen für Impfstoffe, Medikamente, Desinfektionsmittel und andere medizinische Produkte sind. Am Beispiel der COVID-Impfstoffe haben wir gesehen, dass die Entwicklung eines Impfstoffs nicht ausreicht. Zahlreiche Akteure entlang der gesamten Lieferkette mussten gut zusammenarbeiten, um den Schutz von Millionen Menschen vor dem Virus zu gewährleisten. Es wurden Milliarden von Glasfläschchen für den Impfstoff benötigt, außerdem spezielle Kühlboxen für den Transport und spezielle Gefrierschränke für die Lagerung.

Wenn sich die Verpackungswelt vom 4. bis 10. Mai 2023 zur interpack in Düsseldorf trifft, geht es auch um Innovationen in der Herstellung, Verpackung und Logistik pharmazeutischer Produkte, darunter neue Lösungen für das Problem der Produktpiraterie. Die Pharmaindustrie ist wie keine andere von Fälschungen betroffen. Das lukrative Geschäft mit gefälschten Medikamenten, die im besten Fall nur weniger Wirkstoffe enthalten, aber auch mit unbekannten, gesundheitsschädlichen Stoffen versetzt sein können, hat mit dem wachsenden Online-Handel wieder zugenommen. Die Weltgesundheitsorganisation schätzt, dass mehr als die Hälfte der online auf illegalen Websites gekauften Medikamente gefälscht sind. Der geschätzte Marktwert gefälschter Medikamente liegt bei rund 75 Milliarden US-Dollar pro Jahr.

Fälschungsschutz durch Sicherheitsmerkmale

Darüber hinaus werden globale Lieferketten immer komplexer. Wirkstoffe werden häufig in einem Land hergestellt, in einem anderen Land verarbeitet und verpackt und schließlich grenzüberschreitend vertrieben und vermarktet. Der europäische Gesetzgeber hat daher bereits vor Jahren mit der EU-Richtlinie 2011/62/EU den Kampf gegen Arzneimittelfälschungen aufgenommen. Die 2019 in Kraft getretene Richtlinie legt eine Reihe von Sicherheitsmerkmalen für verschreibungspflichtige Medikamente fest. Beispielsweise muss jede Medikamentenpackung mit einem Unique Serial Code (USC) in Kombination mit der Artikelnummer (GTIN), der Chargennummer (LOT), dem Verfallsdatum (EXP) und dem Namen des Herstellers gekennzeichnet sein. Alle Informationen werden in einem 2D-Datamatrix-Code kodiert, der dann im Klartext mit einer bestimmten Mindestdruckqualität auf die Verpackung gedruckt wird. Zusätzlich zum eindeutigen Code muss jedes Paket manipulationssichere Merkmale aufweisen.

Unternehmen wie der interpack-Aussteller Bluhm Systeme entwickeln seit Jahren Codierungs- und Etikettierungslösungen für Pharmaverpackungen, die der EU-Richtlinie für fälschungssichere Verpackungen entsprechen. Dazu gehören verschiedene Etikettierlösungen wie Laser- oder Tintenstrahlcodierer, Thermotransferdrucker, Etikettiersysteme und die passende Software. Beispielsweise druckt der für die Arzneimittelkodierung entwickelte Inkjet-Etikettierer Integra One einzigartige Identifikationscodes, Barcodes oder Datamatrix-Codes auf eine Vielzahl von Arzneimittelverpackungen.

Auch die UV-Lasermarkierung ist eine bewährte Beschriftungslösung. Domino hat im Jahr 2022 ein neues UV-Lasersystem eingeführt eignet sich zur Kennzeichnung von Kunststoffen sowie aktuellen nachhaltigen Verpackungsmaterialien, darunter recycelbare, flexible Monomaterialfolien. Mit dem System können sowohl weiße als auch farbige Substrate markiert werden, ohne die Barriereeigenschaften des Materials zu beeinträchtigen. WegenDa es sich um eine photochemische Reaktion handelt, kommt der neue Beschriftungslaser nicht auf laseraktivierende Pigmente oder Additive oder speziell präparierte Codierfelder zurück.

Etiketten – mehr als nur Aufkleber

Als Fälschungsschutz können auch Sicherheitsetiketten mit Erstöffnungsanzeige und integrierten offenen, verdeckten und digitalen Fälschungsschutzmerkmalen dienen, die einen Manipulationsversuch unwiderruflich anzeigen. Ideal für Umverpackungen sind Void-Siegel, die beim ersten Entfernen des Etiketts sichtbare Effekte hinterlassen. Häufig werden verschiedene Sicherheitsmerkmale kombiniert oder durch Zusatzfunktionen ergänzt. Darüber hinaus sorgen digitale Etiketten mit NFC-Technologie und Track & Trace-Systemen für die lückenlose Rückverfolgbarkeit eines Arzneimittels.

Etiketten sind ein wichtiger Bestandteil von Arzneimittelverpackungen und dienen nicht nur dem Fälschungsschutz. Je nach Anwendung auf Primärverpackungen wie Flaschen, Blister, Spritzen und Fläschchen oder auf Sekundärverpackungen wie Faltschachteln müssen sie unterschiedlichste Anforderungen erfüllen: Sie tragen allgemeine Informationen, gewährleisten den Erstöffnungsschutz oder sind teilweise lösbar zum Einkleben in Patientenakten oder Impfausweise. Auch mehrseitige Etiketten können große Mengen an Informationen aufnehmen; Sie sind oft eine Kombination aus Etikett und Packungsbeilage. Und für Produkte, die gekühlt werden müssen, sind temperaturbeständige Etiketten erforderlich, um eine gute Lesbarkeit bei Lagerung und Transport zu gewährleisten.

Zunehmend automatisiert

Da Sicherheit bei pharmazeutischen Produkten oberste Priorität hat, sind auch die Anforderungen an Verpackungsmaschinen hoch. Der Maschinenhersteller R.Weiss setzt beispielsweise modulare Kommissionierlinien ein, in denen Delta-Roboter Produkte in Höchstgeschwindigkeit verpacken. Für Siemens Healthineers hat das Unternehmen kürzlich ein intelligentes schlüsselfertiges UniRob-System zum Verpacken von Diagnoseprodukten entwickelt, das den Prozess der manuellen Bestückung von Faltschachteln automatisiert. Dabei werden Multipacks in unterschiedlichen Packungsgrößen nun auch in umweltfreundliche Kartoneinlagen gelegt, die den bisher verwendeten Kunststoff ersetzen. Ein Sechs-Achs-Roboter saugt die Zuschnitte aus dem Magazin, entfaltet sie und legt sie in das Trägerband ein, das sich flexibel und vollautomatisch an die jeweiligen Formate anpassen lässt.

Multivac hat im Healthcare-Bereich ein neues Trägersystem eingeführt, das einen kontrollierten und schonenden Produkttransport von vorgefüllten Glas- oder Kunststoffspritzen bis zur Verpackungsmaschine gewährleistet. Hierzu werden die Spritzen in einem vorgelagerten Prozess vereinzelt und orientiert in einem Werkstückträger abgelegt. An der Verpackungsmaschine entnimmt ein Roboter sie dann den Trägern und legt sie einzeln oder vorgruppiert in die Verpackungsmulden. Die Vollständigkeitskontrolle der Packungen erfolgt über ein Vision-System von Multivac Marking & Inspection. Auch bei hohem Durchsatz prüft es, ob die einzelnen Produkte korrekt in den vorgesehenen Kavitäten platziert sind. Ist dies nicht der Fall, wird die entsprechende Packung automatisch ausgeworfen.

Nachhaltige Arzneimittelverpackung

Die Pharmaindustrie ist immer noch zurückhaltend, wenn es darum geht, wiederverwertbare Materialien zu verwenden. Allerdings erwarten Verbraucher heute auch von dieser Branche mehr Engagement für Nachhaltigkeit. Pharmaverpackungshersteller sind bereits einen Schritt voraus und haben bereits zahlreiche recyclingfähige Lösungen für die Primär- und Sekundärverpackung von Medikamenten entwickelt. Im vergangenen Jahr sorgte beispielsweise die Präsentation eines recycelbaren Papierblisters für Aufsehen und ein recycelbarer Monomaterial-Barriereschlauch in Pharmaqualität wurde mit einem Verpackungspreis ausgezeichnet. Kürzlich wurde eine Schlauchfolie aus dem biobasierten Polymer PLA auf den Markt gebracht, die industriell kompostierbar ist und als Sterilbarrieresystem für diagnostische Flowpack-Anwendungen eingesetzt werden kann.

Welche weiteren modernen Lösungen die Branche bereithält, zeigt die Messe interpack in Düsseldorf. Vom 4. bis 10. Mai 2023 können sich interpack-Besucher vor allem in den Hallen 15 bis 17 über innovative Verpackungs- und Prozessentwicklungen für die Pharmaindustrie informieren. Weitere Informationen finden Sie unter www.interpack.com

Doris Bünnagel ist nach ihrem Studium der Naturwissenschaften an der Universität zu Köln und einer Ausbildung zur Journalistin am Institut der Deutschen Wirtschaft seit über 20 Jahren für deutsche Verpackungsmedien tätig.

Fälschungsschutz durch Sicherheitsmerkmale Etiketten – mehr als nur Aufkleber Zunehmend automatisiert Nachhaltige Arzneimittelverpackungen
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